...benötigen eine besondere Betreuung
Seit mehr als 20 Jahren widmen wir uns in unserer Praxis und in der klinischen Forschung der Früherkennung und Behandlung der Herzschwäche.
Nachfolgend erfahren Sie mehr über diese schwere und im höheren Alter zunehmend häufige Erkrankung, die enormen jüngsten Fortschritte bei der Behandlung, aber auch die Herausforderungen für Patienten, Angehörige und Behandlungsteams.
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie hat für Herzinsuffizienz Patienten und ihre Angehörigen eine sehr gute Internetplattform eingerichtet.
Unter Herzinsuffizienz verstehen – Heart Failure Matters finden Sie eine Vielzahl an gut verständlichen und doch tiefgründigen Erklärungen und Hinweisen, die für Betroffene den Umgang mit der Erkrankung und auch das Gespräch mit Ärzten und Behandlungsteams erleichtern werden.
Auch beim Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) finden Sie gut verständliche Erläuterungen zu Ursachen und Symptomen der Herzinsuffizienz, insbesondere aber auch Hinweise für eine herzgesunde Lebensweise.
Wir möchten an dieser Stelle kurz über die Möglichkeiten der Herzschwäche Behandlung und über die alltäglichen Probleme bei deren Umsetzung in der Praxis reden. Und natürlich über unsere Vorschläge, wie wir als Team gemeinsam mit Ihnen als betroffene Patienten und in Zusammenarbeit mit Ihren Hausärzten diese Probleme überwinden können.
Einteilung der Herzinsuffizienz
Welche verschiedenen Formen von Herzinsuffizienz gibt es?
Wir teilen die Herzinsuffizienz nach der Pumpleistung der linken Herzkammer wie folgt ein:
- HFrEF (Herzinsuffizienz mit eingeschränkter Pumpleistung)
- HFpEF (Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpleistung)
- als HFmrEF (Herzinsuffizienz mit mäßiggradig eingeschränkter Pumpleistung) bezeichnen wir eine Übergangsform zwischen beiden, diese hat allerdings vor allem Bedeutung für medizinisch wissenschaftliche Betrachtungen
Alle Formen der Herzinsuffizienz führen zu den gleichen Symptomen und Komplikationen, allem voran zu körperlicher Schwäche, Kurzatmigkeit (Dyspnoe) und Wassereinlagerungen (Ödemen). Im Extremfall kann es bei allen Formen der Herzschwäche zu akuten Dekompensationen (Entgleisungen) kommen, die dann eine sofortige Krankenhausaufnahme erforderlich machen.
Während die HFrEF meist Folge einer akuten Herzerkrankung wie Herzinfarkt oder Myokarditis (Herzmuskelentszündung) ist, entwickelt sich eine HFpEF oft schleichend, teilweise sogar über Jahre. Die Diagnosestellung bei HFrEF stellt kein Problem dar, weil grundsätzlich bei allen akuten Herzerkankungen eine Echokardiographie durchgeführt wird, in der man die eingeschränkte Pumpleistung sofort erkennt.
Schwieriger ist die Situation bei den immer häufiger werdenden Erkrankungen an HFpEF, da sich diese oft im höheren Alter schleichend über Leistungsschwäche und Kurzatmigkeit, zunächst bei größeren, später auch leichteren Belastungen, bemerkbar macht. Beides wird dann schnell einfach „dem Alter“ zugeschrieben.
Da die Diagnosestellung einer HFpEF immer eine Echokardiographie erfordert, scheitert sie in der Praxis oft an knappen Ressourcen und extrem langfristigen Terminen in der fachärztlichen Versorgung. Aus diesem Grund haben wir bereits vor Jahren eine sehr gut funktionierende Kooperation mit vielen Hausärzten unserer Region eingeführt. Unter Nutzung eines einfachen Anmeldeformulars können Verdachtsfälle auf Herzinsuffizienz bei uns zur Vorstellung in der Herzinsuffizienz Sprechstunde angemeldet werden, wo wir in der Regel innerhalb von 2-3 Wochen Termine anbieten können.
Medikamente zur Behandlung von Herzinsuffizienz
Medikamente sind immer der erste Schritt in der Behandlung jeder Form der Herzinsuffizienz, wobei sich deren Auswahl nach der Einteilung in HFrEF, (HFmrEF) und HFpEF richtet.
Die für die Behandlung der Herzinsuffizienz zugelassenen Medikamente können sowohl die alltägliche Lebensqualität als auch die Prognose der Erkrankung verbessern, und dies teilweise dramatisch. Gleichzeitig können sie aber auch zu Nebenwirkungen führen, die ihren Einsatz oder ihre Dosierung beeinflussen können. Für die „Feineinstellung“ braucht es zum einen ärztliche Erfahrung beim Einsatz der Herzinsuffizienzmedikamente und zum anderen die engmaschige Rückkopplung zwischen Patienten und Behandlungsteam zu den Effekten und evtl. auftretenden Nebenwirkungen. Diese Informationsaustausch führt dann oft zu laufenden Dosisanpassungen und Abstimmungen der Therapie. Dies trifft um so mehr auf die Behandlung der HFrEF zu, bei welcher wir die berühmten „Großen Vier“ – 4 verschiedene Medikamente für den parallelen Einsatz als Behandlungsbasis zur Verfügung haben.
In unserer Praxis können wir diese „Feinabstimmung“ mit Unterstützung einer speziell für die Patientenbetreuung ausgebildeteten Herzinsuffizienzberaterin (Heart Failure Nurse) Anja Wessel umsetzen und pflegen dabei ständig den engen Kontakt zu den jeweiligen Hausarzpraxen. Auf diese Weise schaffen
Eine Verbesserung der Atemnot und der Leistungsfähigkeit bei alltäglichen Aufgaben sind Behandlungsziele, über die sich grundsätzlich alle Patienten mit Herzinsuffizienz einig sind. Dies trifft sicher auch auf die Vermeidung von notfallmäßigen Krankenhauseinweisungen wegen Dekompensationen zu.
Durchaus unterschiedliche individuelle Präferenzen finden sich aber, wenn es um die Abwägung dieser kurzfristigen Behandlungsziele gegenüber der langfristigen Prognose, sprich Lebenwerwartung, geht. All diese sehr individuellen Erwartungen gegen das (theoretisch) medizinisch Machbare gemeinsam mit dem Patienten abzuwägen war und ist, unabhängig von der Art der Erkrankung, von jeher eine der größten Herausforderungen in der Medizin. Der wichtigste ärztliche Partner des Patienten muss hierbei immer der Hausarzt sein.
Bei der Beratung unserer Herzinsuffizienzpatienten hilft uns neben der engen Zusammenarbeit mit den jeweiligen Hausarztpraxen auch unsere eigene hausärztliche Erfahrung. Besonders wichtig wird die gemeinsame Entscheidungsfindung in jenen Fällen, wo sich ein oft jahrelanger Erkrankungsverlauf trotz maximal ausgeschöpfter therapeutischer Möglichkeiten auf ein Ende zubewegt und der Übergang zu einer palliativen Betreuung erforderlich wird.
Eines der wichtigsten Behandlungsziele medikamentöser Herzinsuffizienztherapie ist die Vermeidung akuter Dekompensationen. Hierbei versagt das Zusammenspiel von Herz und Niere derart, dass es zu einer Überwässerung des Körpers kommt. Massive Wassereinlagerungen in Beinen (Ödeme) oder Bauch (Aszites) sind ebenso die Folge wie in der Lunge (Lungenödem und/oder Pleuraerguss), meist verbunden mit massiver Atemnot.
Das Risiko dieser schweren Komplikation der Herzinsuffizienz kann zwar durch optimale medikamentöse Herzinsuffizienztherapie minimiert werden, ausgeschlossen ist eine akute Dekompensation aber dennoch nie. Ursachen könne verschiedenste innere und äußere Faktoren sein.
Die wichtigste Botschaft an Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz ist – die drohende Dekompensation können Sie in den allermeisten Fällen selbst rechtzeitig erkennen !
Die Beratung in unserer Herzinsuffizienz Sprechstunde und während der Schulungen durch unsere Herzinsuffizienz Beraterin befähigt Sie dazu, die Warnsignale einer Dekompensation selbst zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Bei jeder drohenden Dekompensation ist, unabhängig von Ihren eigenen Akutmaßnahmen, die unmittelbare Kontaktaufnahme mit ihrem Hausarzt und/oder Ihrem Herzinsuffizienz Team notwendig. Diesen Sofortzugang bieten wir sowohl Ihnen als Patient als auch Ihrem Hausarzt für die Akutüberweisung an. Ziel muss es dabei sein, die drohende oder bereits angelaufene Dekompensation durch ambulante Intervention und Behandlung zu beherrschen. Dies gelingt immer dann, wenn rechtzeitig eingegriffen wird, ggf. auch mit intravenöser Gabe von entwässernden Medikamenten.
Mit diesen Beispielen möchten wir Ihnen zeigen, dass die Herzinsuffizienz zwar eine schwere und sehr ernst zu nehmende Erkrankung ist, für die uns aber heutzutage eine große Zahl von effektiven Instrumenten für die Diagnose und Behandlung zur Verfügung steht. Diese den betroffenen Patienten zugänglich zu machen ist das Ziel unseres seit Jahren bewährten und für unsere Region durchaus außergewöhnliches Betreuungsprogramms – unseres Herzinsuffizienz Dispensaires.